Mensch – Körper – Tod

Der Umgang mit menschlichen Überresten im Neolithikum Mitteleuropas

Edited by Nadia Balkowski, Kerstin P. Hofmann, Isabel A. Hohle, Almut Schülke | 2023

Mensch – Körper – Tod

Der Umgang mit menschlichen Überresten im Neolithikum Mitteleuropas

Edited by Nadia Balkowski, Kerstin P. Hofmann, Isabel A. Hohle, Almut Schülke | 2023


Paperback ISBN: 9789464270549 | Hardback ISBN: 9789464270556 | Imprint: Sidestone Press Academics | Format: 173x253mm | 308 pp. | Language: German | 7 illus. (bw) | 42 illus. (fc) | Keywords: death; body; archaeology of death; practices of body deposition; neolithic; Central Europe | download cover | DOI: 10.59641/kaf31bd9

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Das europäische Neolithikum zeichnet sich durch eine Vielzahl von Umgangsweisen mit menschlichen Körpern von Toten aus. Der archäologische Diskurs zu Mensch, Körper und Tod stützte sich für das Neolithikum traditionell jedoch auf Körperbestattungen. Dies ist unter anderem auf die in der westlichen Welt vorherrschende Idealvorstellung von Totenruhe und der Deponierung eines Körpers an einem, oft separat dafür vorgesehenen Ort zurückzuführen.

In der letzten Zeit gerieten jedoch Deponierungen fragmentierter und mitunter auch manipulierter menschlicher Überreste in den Fokus des Interesses, nicht zuletzt durch die Zunahme neuer archäologischer Funde, die sich mit traditionellen Begriffen und Konzepten nicht ohne weiteres erklären lassen. Eine wachsende Zahl solcher Funde fordert die Archäologie heraus, sich mit diesen Themen aus neuen Perspektiven zu beschäftigen.

Der vorliegende Band integriert theoretische Reflexionen zur Bedeutung des menschlichen Körpers und zur Wahrnehmung des Übergangs vom Leben zum Tod, wie sie anhand von Bestattungen und Deponierungen menschlicher Überreste und archäologischer Funde untersucht werden können. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf dem neolithischen Mitteleuropa. Mit Hilfe verschiedener interdisziplinärer und theoretischer Ansätze wird anhand von Fallstudien deutlich, dass etablierte Praktiken und performative Akte des Umgangs mit dem menschlichen Körper hochkomplex sind und daher auch gemeinsam aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden sollten.

Der aus einer Tagungssektion in Würzburg 2019 hervorgegangene Sammelband vereint dabei Beiträge zu verschiedenen Gebieten und neolithischen Subperioden, wie der Linearbandkeramik, der Trichterbecherkultur und dem subalpinen Spätneolithikum, darunter prominente Fundkomplexe. Eingerahmt werden diese von Aufsätzen, die sich kritisch mit der archäologischen Erforschung des Umgangs von Tod und mit Toten auseinandersetzen und einem zusammenfassenden Überblick zu den Beiträgen des Sammelbandes geben.


English Abstract

The European Neolithic is characterized by a variety of practices for dealing with human remains. In Central European Neolithic studies, the archaeological discourse on humans, bodies and death has traditionally dealt with finds of inhumations. This is not least due to dominant Western conceptions of death involving the deposition of the intact body at one, often delimited, place. Recently, focus has been drawn to the depositions of fragmented and even manipulated human remains, not least through an increasing amount of new archaeological evidence, which challenges traditional archaeological terms, concepts and research practices. The present volume integrates theoretical perspectives on the meaning of the human body and the perception of the transformation from life to death in as much as they can be studied from archaeological finds such as burials and depositions of human remains, with a special focus on Neolithic Central Europe. The collection of papers, the result of a session at a conference in Würzburg 2019, brings together articles with theoretical approaches, as well as contributions which deal with different areas and Neolithic sub-periods, such as the Linear Pottery culture, the Funnel Beaker Culture and the sub-alpine Late Neolithic, and includes prominent find complexes. These are framed by essays that critically examine archaeological research on the handling of death and the dead, and a summary overview of the contributions to the volume.

Vorwort mit Tagungsprogramm

Mensch – Körper – Tod. Ansätze zur archäologischen Erforschung des Umgangs mit Tod und Toten
Kerstin P. Hofmann / Almut Schülke

Wider den ewigen Menschen: Plädoyer für eine Gräberarchäologie jenseits von Historismus und Naturgeschichte
Ulrich Veit

Das Itinerarium des menschlichen Körpers. Eine interdisziplinäre Spurensuche
Alexander Gramsch / Birgit Großkopf

Gewalt gegen Lebende – Gewalt an Toten: zu Kontexten und Interpretationsmöglichkeiten menschlicher Überreste in der Linearbandkeramik
Heidi Peter-Röcher

Totenbehandlung und Bestattungspraxis in der bandkeramischen Siedlung von Schletz (NÖ) – Reflexionen zur Skelettrepräsentation und Taphonomie von Graben-, Gruben- und Gräberfunden
Franz Pieler / Maria Teschler-Nicola

Kopflose Skelette und aufgebahrte Leichen: Die Toten der bandkeramischen Siedlung von Vráble/Südwestslowakei im Vergleich mit gleichzeitigen Kollektiven
Nils Müller-Scheeßel, Zuzana Hukeľová, Ivan Cheben, Johannes Müller, Martin Furholt

Vielfalt in Leben und Tod – linienbandkeramische Bestattungskollektive in Südbayern
Joachim Pechtl

Gedanken zu den sog. Silobestattungen der Münchshöfener und Michelsberger Kultur – auch ein Postulat an das Grabungswesen
Martin Nadler

Leben und Sterben auf dem Abfallhaufen? Eine Strontium-Isotopen-Untersuchung zu den menschlichen Skelettresten der jungsteinzeitlichen Seeufersiedlung von Zürich-Parkhaus Opéra
Rouven Turck / Niels Bleicher

Grabhandlungen oder Handlungen am Grab? Die Bedeutung schnurkeramischer Scherben und unterschiedlicher Bestattungskonzepte am Beispiel des Galeriegrabes Altendorf, Lkr. Kassel
Clara Drummer

Der Umgang mit menschlichen Überresten im Neolithikum Mitteleuropas – Ein zusammenfassender Überblick zu den Beiträgen des Sammelbandes
Nadia Balkowski / Isabel Hohle

Kurzbiographien der Autor*innen

Dr. Nadia Balkowski

Nadia Balkowski works as a scientific consultant at the LVR office for preservation and care of field monuments. As part of a DFG-funded project, she gained her PhD at the University of Cologne with a study on settlement organization, mobility and woodworking of the Linear Pottery Culture site at Arnoldsweiler (in prep.). In 2019 she received a travel grant from the Roman-Germanic Commission of the German Archaeological Institute. In addition to the Archaeology of the Rhineland, she is particularly concerned with the Linear Pottery Culture period and the Neolithic period in Europe in general.

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Dr. Isabel A. Hohle

Isabel A. Hohle is Scientific Research Member at the Unit of Survey and Excavation Methodology of the Romano-Germanic Commission in Frankfurt/Main. She gained her PhD at the University of Cologne with a comprehensive study on the Linear Pottery Culture settlement with graveyard of Schkeuditz-Altscherbitz (in press). Besides Neolithic Archaeology her research interests are Social Archaeology, Archaeology of Ritual practices and minimal and non-invasive Methods in fieldwork and object analyses.

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Dr. Kerstin P. Hofmann

Kerstin P. Hofmann is Director of the Romano-Germanic Commission in Frankfurt/Main. Previously, she was a scholarship holder at the German Archaeological Institute in Rome and worked for the excellence cluster Topoi in Berlin. Her research interest focus on death rituals, space and collective identities and human-thing relations in Europe during the Metal Ages. She is author of Der rituelle Umgang mit dem Tod (2008) and co-editor of several anthologies, e. g. Massendinghaltung in der Archäologie (2016) and Between Memory Sites and Memory Networks (2017).

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Prof. Dr. Almut Schülke

Almut Schülke is professor of Nordic Archaeology at the Museum of Cultural History, University of Oslo. Her research comprises studies on landscape archaeology, human-environment interaction and social space, mobility, ritual and mortuary practices. Her works on the social dimension of mortuary practices include studies on christianization and grave finds (Southwest Germany) and on megalithic tombs in Neolithic Zealand (Denmark), the latter with focus on different modes of burying the dead as well as the social relations between humans and their surroundings as embedded in megalithic tombs, and on Mesolithic burial and mortuary practices in Norway in a Northern European perspective.

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Abstract:

Das europäische Neolithikum zeichnet sich durch eine Vielzahl von Umgangsweisen mit menschlichen Körpern von Toten aus. Der archäologische Diskurs zu Mensch, Körper und Tod stützte sich für das Neolithikum traditionell jedoch auf Körperbestattungen. Dies ist unter anderem auf die in der westlichen Welt vorherrschende Idealvorstellung von Totenruhe und der Deponierung eines Körpers an einem, oft separat dafür vorgesehenen Ort zurückzuführen.

In der letzten Zeit gerieten jedoch Deponierungen fragmentierter und mitunter auch manipulierter menschlicher Überreste in den Fokus des Interesses, nicht zuletzt durch die Zunahme neuer archäologischer Funde, die sich mit traditionellen Begriffen und Konzepten nicht ohne weiteres erklären lassen. Eine wachsende Zahl solcher Funde fordert die Archäologie heraus, sich mit diesen Themen aus neuen Perspektiven zu beschäftigen.

Der vorliegende Band integriert theoretische Reflexionen zur Bedeutung des menschlichen Körpers und zur Wahrnehmung des Übergangs vom Leben zum Tod, wie sie anhand von Bestattungen und Deponierungen menschlicher Überreste und archäologischer Funde untersucht werden können. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf dem neolithischen Mitteleuropa. Mit Hilfe verschiedener interdisziplinärer und theoretischer Ansätze wird anhand von Fallstudien deutlich, dass etablierte Praktiken und performative Akte des Umgangs mit dem menschlichen Körper hochkomplex sind und daher auch gemeinsam aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden sollten.

Der aus einer Tagungssektion in Würzburg 2019 hervorgegangene Sammelband vereint dabei Beiträge zu verschiedenen Gebieten und neolithischen Subperioden, wie der Linearbandkeramik, der Trichterbecherkultur und dem subalpinen Spätneolithikum, darunter prominente Fundkomplexe. Eingerahmt werden diese von Aufsätzen, die sich kritisch mit der archäologischen Erforschung des Umgangs von Tod und mit Toten auseinandersetzen und einem zusammenfassenden Überblick zu den Beiträgen des Sammelbandes geben.


English Abstract

The European Neolithic is characterized by a variety of practices for dealing with human remains. In Central European Neolithic studies, the archaeological discourse on humans, bodies and death has traditionally dealt with finds of inhumations. This is not least due to dominant Western conceptions of death involving the deposition of the intact body at one, often delimited, place. Recently, focus has been drawn to the depositions of fragmented and even manipulated human remains, not least through an increasing amount of new archaeological evidence, which challenges traditional archaeological terms, concepts and research practices. The present volume integrates theoretical perspectives on the meaning of the human body and the perception of the transformation from life to death in as much as they can be studied from archaeological finds such as burials and depositions of human remains, with a special focus on Neolithic Central Europe. The collection of papers, the result of a session at a conference in Würzburg 2019, brings together articles with theoretical approaches, as well as contributions which deal with different areas and Neolithic sub-periods, such as the Linear Pottery culture, the Funnel Beaker Culture and the sub-alpine Late Neolithic, and includes prominent find complexes. These are framed by essays that critically examine archaeological research on the handling of death and the dead, and a summary overview of the contributions to the volume.

Contents

Vorwort mit Tagungsprogramm

Mensch – Körper – Tod. Ansätze zur archäologischen Erforschung des Umgangs mit Tod und Toten
Kerstin P. Hofmann / Almut Schülke

Wider den ewigen Menschen: Plädoyer für eine Gräberarchäologie jenseits von Historismus und Naturgeschichte
Ulrich Veit

Das Itinerarium des menschlichen Körpers. Eine interdisziplinäre Spurensuche
Alexander Gramsch / Birgit Großkopf

Gewalt gegen Lebende – Gewalt an Toten: zu Kontexten und Interpretationsmöglichkeiten menschlicher Überreste in der Linearbandkeramik
Heidi Peter-Röcher

Totenbehandlung und Bestattungspraxis in der bandkeramischen Siedlung von Schletz (NÖ) – Reflexionen zur Skelettrepräsentation und Taphonomie von Graben-, Gruben- und Gräberfunden
Franz Pieler / Maria Teschler-Nicola

Kopflose Skelette und aufgebahrte Leichen: Die Toten der bandkeramischen Siedlung von Vráble/Südwestslowakei im Vergleich mit gleichzeitigen Kollektiven
Nils Müller-Scheeßel, Zuzana Hukeľová, Ivan Cheben, Johannes Müller, Martin Furholt

Vielfalt in Leben und Tod – linienbandkeramische Bestattungskollektive in Südbayern
Joachim Pechtl

Gedanken zu den sog. Silobestattungen der Münchshöfener und Michelsberger Kultur – auch ein Postulat an das Grabungswesen
Martin Nadler

Leben und Sterben auf dem Abfallhaufen? Eine Strontium-Isotopen-Untersuchung zu den menschlichen Skelettresten der jungsteinzeitlichen Seeufersiedlung von Zürich-Parkhaus Opéra
Rouven Turck / Niels Bleicher

Grabhandlungen oder Handlungen am Grab? Die Bedeutung schnurkeramischer Scherben und unterschiedlicher Bestattungskonzepte am Beispiel des Galeriegrabes Altendorf, Lkr. Kassel
Clara Drummer

Der Umgang mit menschlichen Überresten im Neolithikum Mitteleuropas – Ein zusammenfassender Überblick zu den Beiträgen des Sammelbandes
Nadia Balkowski / Isabel Hohle

Kurzbiographien der Autor*innen

Dr. Nadia Balkowski

Nadia Balkowski works as a scientific consultant at the LVR office for preservation and care of field monuments. As part of a DFG-funded project, she gained her PhD at the University of Cologne with a study on settlement organization, mobility and woodworking of the Linear Pottery Culture site at Arnoldsweiler (in prep.). In 2019 she received a travel grant from the Roman-Germanic Commission of the German Archaeological Institute. In addition to the Archaeology of the Rhineland, she is particularly concerned with the Linear Pottery Culture period and the Neolithic period in Europe in general.

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Dr. Isabel A. Hohle

Isabel A. Hohle is Scientific Research Member at the Unit of Survey and Excavation Methodology of the Romano-Germanic Commission in Frankfurt/Main. She gained her PhD at the University of Cologne with a comprehensive study on the Linear Pottery Culture settlement with graveyard of Schkeuditz-Altscherbitz (in press). Besides Neolithic Archaeology her research interests are Social Archaeology, Archaeology of Ritual practices and minimal and non-invasive Methods in fieldwork and object analyses.

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Dr. Kerstin P. Hofmann

Kerstin P. Hofmann is Director of the Romano-Germanic Commission in Frankfurt/Main. Previously, she was a scholarship holder at the German Archaeological Institute in Rome and worked for the excellence cluster Topoi in Berlin. Her research interest focus on death rituals, space and collective identities and human-thing relations in Europe during the Metal Ages. She is author of Der rituelle Umgang mit dem Tod (2008) and co-editor of several anthologies, e. g. Massendinghaltung in der Archäologie (2016) and Between Memory Sites and Memory Networks (2017).

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Prof. Dr. Almut Schülke

Almut Schülke is professor of Nordic Archaeology at the Museum of Cultural History, University of Oslo. Her research comprises studies on landscape archaeology, human-environment interaction and social space, mobility, ritual and mortuary practices. Her works on the social dimension of mortuary practices include studies on christianization and grave finds (Southwest Germany) and on megalithic tombs in Neolithic Zealand (Denmark), the latter with focus on different modes of burying the dead as well as the social relations between humans and their surroundings as embedded in megalithic tombs, and on Mesolithic burial and mortuary practices in Norway in a Northern European perspective.

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